Hinsehen.Handeln.Anzeigen
Kampagne

Warum die Kampagne?
Diskriminierung ist Alltag – für viele queere Menschen bedeutet sie Unsicherheit, Angst und das ständige Gefühl, sich schützen zu müssen. Ob auf der Straße, am Arbeitsplatz, in sozialen Netzwerken oder im öffentlichen Raum: Queerfeindlichkeit ist ein Problem, das nicht ignoriert werden darf.
Mit der Kampagne „Hinsehen. Handeln. Anzeigen.“ setzen wir als Colorful e.V. ein starkes Zeichen gegen jede Form von queerfeindlicher Diskriminierung und Gewalt. Wir wollen Betroffene stärken, Zivilcourage fördern und deutlich machen: Wegsehen ist keine Option.
Die Kampagne informiert über typische Gefahren, zeigt konkrete Handlungsmöglichkeiten auf und erklärt, wie man sicher und wirksam Anzeige erstatten kann. Sie richtet sich an Betroffene, Unterstützer*innen, Institutionen und alle, die sich für eine offene und solidarische Gesellschaft einsetzen.
Unser Ziel ist klar: Diskriminierung darf nicht folgenlos bleiben. Wer hasst, muss mit Konsequenzen rechnen. Und wer betroffen ist, soll wissen: Du bist nicht allein.
Mach mit. Schau hin. Handle. Zeig an.
Gemeinsam gegen queerfeindliche Gewalt
Hinsehen
Queerfeindliche Gewalt beginnt oft im Verborgenen – mit abwertenden Blicken, beleidigenden Kommentaren oder subtilen Ausgrenzungen. Diese Mikroaggressionen sind keine Bagatellen, sondern erste Warnzeichen. Indem wir aufmerksam bleiben und solche Situationen erkennen, können wir frühzeitig eingreifen und Betroffene unterstützen.
Handeln
Zivilcourage bedeutet, nicht wegzusehen. Wenn du eine queerfeindliche Situation beobachtest, sprich die betroffene Person an und biete deine Hilfe an. Manchmal reicht schon ein einfaches „Geht es dir gut?“ Wichtig ist, dass du dich selbst nicht in Gefahr bringst. Hole im Zweifel Unterstützung von anderen Passant*innen oder informiere die Polizei.
Anzeigen
Viele queerfeindliche Übergriffe bleiben ungemeldet. Dabei ist jede Anzeige ein wichtiger Schritt, um Täter*innen zur Rechenschaft zu ziehen und weitere Taten zu verhindern. Du kannst Vorfälle direkt bei der Polizei melden oder online Anzeige erstatten. Auch die Meldestelle Respect! bietet die Möglichkeit, Hasskriminalität anonym zu melden.

Beraten von VelsPol Hessen e.V., dem queeren Netzwerk für Polizei, Justiz und Zoll
So erkennst du Gefahren und schützt dich
In der Öffentlichkeit
Vertraue deinem Bauchgefühl.
Verlasse unangenehme Situationen frühzeitig.
Bitte um Hilfe, wenn du dich bedroht fühlst.
Vermeide körperliche Auseinandersetzungen, wenn sie dich selbst gefährden könnten.
Trage Wertsachen nah am Körper und nimm nur das Nötigste mit.
Bei Diebstahl von Karten: Sperre sie sofort unter 116116.
Beim Cruising
Wähle Orte und Zeiten mit Bedacht.
Vermeide abgelegene Plätze.
Respektiere die Natur: Nimm deinen Müll mit.
„Nein“ heißt immer „Nein“.
In Lokalen und Clubs
Lass dein Getränk nie unbeaufsichtigt.
Nimm keine Drinks von Unbekannten an.
Achte auf Symptome von KO-Tropfen: plötzliche Übelkeit, Schwindel, Erinnerungslücken.
Bei Verdacht: Lass sofort Blut- und Urinproben nehmen.
Nutze das Codewort „Luisa“ in teilnehmenden Bars, um diskret Hilfe zu erhalten. Heimwegtelefon e.V.
Online und auf Dating-Apps
Gib keine persönlichen Daten an Fremde weiter.
Treffe dich an öffentlichen Orten.
Informiere Freund*innen über dein Treffen.
Führe vorab ein Telefonat oder Videochat.
Dokumentiere bedrohliche Nachrichten mit Screenshots.
Zu Hause
Lass keine Fremden in deine Wohnung.
Wenn doch, lasse sie nicht unbeaufsichtigt.
Bewahre Wertsachen sicher auf.
Stelle dich fliehenden Täter*innen nicht in den Weg.
Im Notfall
Rufe die Polizei unter 110.
Reagiere auf Hilferufe: „Die Polizei ist bereits alarmiert!“
Zeige Zivilcourage, ohne dich selbst zu gefährden.
Präge dir Täter*innen und Tathergang ein.
Erstatte Anzeige – auch online möglich.

Anlaufstellen in Hessen für queere Menschen
LSBT*IQ-Netzwerke Hessen: Regionale Anlaufstellen in Nord-, Mittel-, Rhein-Main- und Südhessen bieten Beratung, Vernetzung und Unterstützung für queere Menschen.
KUSS41 – Queeres Jugendzentrum Frankfurt: Beratung und Freizeitangebote für queere Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 27 Jahren.
Queeres Zentrum Darmstadt: Treffpunkt und Beratungsstelle für queere Menschen mit vielfältigen Angeboten.
SCHLAU Hessen: Bildungs- und Antidiskriminierungsprojekte in verschiedenen Städten Hessens bieten Workshops und Aufklärungsarbeit zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt.
Pro Familia Offenbach: Kostenfreie Beratung zu queeren Themen in Offenbach und Dietzenbach.
Aktuelle Fallzahlen
Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 17.007 Fälle von Hasskriminalität registriert – ein Anstieg von knapp 50 % im Vergleich zum Vorjahr. Besonders alarmierend ist der Zuwachs an queerfeindlichen Straftaten: 1.785 Fälle richteten sich gegen lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche sowie queere Menschen. Bei fast jeder fünften Tat spielte Gewalt eine Rolle.
Gesundheit
Queere Menschen sehen sich im Gesundheitswesen oft mit spezifischen Herausforderungen konfrontiert. Diskriminierung, fehlende Sensibilität und mangelnde Kenntnisse über queere Lebensrealitäten können zu einer unzureichenden medizinischen Versorgung führen. Es ist wichtig, dass Gesundheitsdienstleisterinnen Fortbildungen zu LSBTIQ-Themen absolvieren und eine offene, diskriminierungsfreie Atmosphäre schaffen. Für queere Menschen empfiehlt es sich, gezielt nach queerfreundlichen Praxen und Beratungsstellen zu suchen, um eine angemessene Versorgung zu gewährleisten.
Podcast zu queeren Themen
Willkommen im Club – Der queere Podcast von PULS: Diskussionen über queeres Leben, Identität und Gesellschaft.
HerStory – Geschichte(n) von Frauen und Queers: Erzählt die Geschichten von Frauen und queeren Personen, die Geschichte geschrieben haben.
Hinternhof: Ein Podcast über das Leben und Lieben von zwei schwulen Männern.
GAY OVER – Mein (Dating)Tagebuch aus Berlin: Persönliche Einblicke in das queere Datingleben in Berlin.
SPUTNIK Pride: Ein Podcast über queere Themen, Kultur und Community.
Sicher nach Hause kommen
Wenn du dich auf dem Heimweg unsicher fühlst, kannst du das Heimwegtelefon anrufen. Ehrenamtliche begleiten dich am Telefon, bis du sicher zu Hause angekommen bist.
Telefonnummer: 030 12074182
Erreichbarkeit:
Sonntag – Donnerstag: 21 – 24 Uhr
Freitag & Samstag: 21 – 03 Uhr
Weitere Informationen findest du auf der offiziellen Webseite: Heimwegtelefon e.V.